Spurensuche –  Folge 1: Felix Scheinberger

Spurensuche – Folge 1: Felix Scheinberger

 

In dieser Serie geht es um Künstler:innen, die mich geprägt haben und immer wieder neu faszinieren. 
In dieser Folge geht es um Felix Scheinberger

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Es gibt Künstler:innen, die nicht nur dein Können – sondern deine Haltung verändern.

Bei mir war das Felix Scheinberger .

Er ist Illustrator, Professor für Zeichnen an der FH Münster, Buchautor – und vor allem: jemand, der zeigt, dass Skizzieren eine Lebensform sein kann.

Seine Werke sprühen vor Energie, seine Bücher wirken wie Gespräche mit einem klugen, wilden Freund.

Ich habe heute fast alle seine Bücher im Regal. Viele davon sind signiert – das war mir wichtig.

Denn diese Signaturen geben mir das Gefühl, dass da jemand ist, der mich auf meinem Weg begleitet.

Nicht von oben herab, sondern Schulter an Schulter.

 

Wie alles anfing – und warum es mich verändert hat

Ich liebäugelte schon lange mit dem Urban Sketching, habe es mir aber nicht zugetraut, als mir sein Buch  "Mut zum Skizzenbuch" begegnete.

Und plötzlich wurde alles leichter.

Die Linie durfte zittern. Die Perspektive auch mal kippen. Und Wasserflecken? Die gehörten plötzlich zum Bild.

Ich fing an, seine Skizzen nachzuzeichnen. Nicht, um sie exakt zu kopieren – sondern um zu spüren, wie sein Strich funktioniert.

Ich wollte verstehen, wie locker sich „locker“ wirklich anfühlt.

 

Und dann fiel mir noch etwas auf, was mein Zeichnen bis heute beeinflusst:

Kontraste.

Felix hat mir beigebracht: Jede Zeichnung gewinnt, wenn du am Ende noch einmal bewusst die dunkelsten Stellen vertiefst.

Ein kleiner Schritt – aber mit allergrößter Wirkung.

Seitdem ist das mein fester Abschluss jedes Bildes. So wie der Punkt am Satzende.

 

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Live-Webinar mit Felix. Einen Tag lang haben wir gemeinsam mit vielen anderen Teilnehmer:innen gezeichnet, geredet, analysiert, ausprobiert. Und am Ende natürlich auch über unsere entstandenen Zeichnungen gesprochen, die man im Chat zeigen und von Felix kommentieren lassen konnte. Es ging ums Zeichnen von Tieren. Und als Felix meine Zeichnung sah, hat er geschmunzelt und sinngemäß gesagt: „Das ist nicht ganz das, was wir besprochen hatten, aber ich sehe, dass du großen Spaß beim Zeichnen hattest. Du verlässt sehr schnell die Normen und machst einfach dein Ding. Gut so.“

Natürlich war das im ersten Moment für mich ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf, weil ich mich durchaus bemüht hatte, die Vorgaben umzusetzen. Aber dann verstand ich die eigentliche Botschaft hinter seinen Worten.

„Du hast Spaß daran und machst einfach dein Ding.“

Ist das nicht wunderbar?!

 

Unbekümmert zeichnen – auch mit Tieren

Ein Buch, das ich auch ganz besonders schätze, ist Tiere zeichnen und verstehen .

 

Nicht nur, weil es witzig und unkonventionell ist – sondern weil es genau diese Gedanken weiterträgt:

Einfach machen. Gucken, was passiert. Nicht gleich bewerten.

Ich habe viele seiner Tierzeichnungen nachgezeichnet, manchmal auch weiterentwickelt. Und gemerkt:

Wenn der Druck raus ist, kommt die Freude rein.

 

Vielleicht möchtest du das auch mal probieren?

Hier ist eine kleine Übung für dich:

  1. Such dir eine Zeichnung von Felix Scheinberger – zum Beispiel aus Mut zum Skizzenbuch oder Tiere zeichnen und verstehen .
  2. Überlege zunächst wieder, was es genau ist, das dir so sehr an dieser Zeichnung gefällt
  3. Versuch, sie in deinem Stil nachzuzeichnen. Oder so ähnlich. Oder ganz anders – aber mit seiner Haltung: mutig, schnell, spontan.
  4. Schau dir dann dein Bild an: Wo könntest du noch mehr Kontraste setzen?
    Mach den Test – du wirst staunen, wie lebendig dein Bild dadurch wirkt.

 

Meine Lesetipps für dich:

  • Mut zum Skizzenbuch – der Klassiker für alle, die endlich loslegen wollen
  • Tiere zeichnen und verstehen – frech, frei und voller praktischer Ideen

 

Zum Schluss:

Durch Felix Scheinberger habe ich gelernt:

Ich muss nichts beweisen – ich darf einfach zeichnen.

 

Und wenn du dir selbst auch diese Freiheit gibst, wirst du sehen: Deine Bilder werden ehrlicher. Lebendiger. Und viel mehr du .

Außerdem: Skizzenbuch auf. Lieblingsbuch raus, und los! Und die Kontraste nicht vergessen. :-)

 

 

Nächste Folge von „Spurensuche“: Edward Hopper – Licht, Einsamkeit und ganz viel Raum.

Zurück zum Blog